Politische Gesprächsrunde der Wirtschaftsjunioren Bad Kissingen mit Yatin Shah

Am Dienstag, den 19.06.2018, fand die erste Gesprächsrunde aus der Veranstaltungsreihe „Politik im Dialog" mit dem 39jährigen Arzt Yatin Shah aus Bad Königshofen, Direktkandidat für den bayerischen Landtag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, statt. Verschiedene Themen, die der jungen Wirtschaft am Herzen liegen, wurden diskutiert, unter anderem die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, um Angestellten eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.

Shah erläuterte, erst einmal müssten die Voraussetzungen für eine flexiblere Arbeitsweise geschaffen werden, dazu gehören neben dem Ausbau von schnellem Internet eine bessere bzw. anpassungsfähigere Kinderbetreuung und die Möglichkeit, teilweise von zu Hause aus zu arbeiten, was vor allem für junge Familien von Vorteil ist. Hierbei handele es sich natürlich um ein längerfristiges Thema. „Wir überschätzen gerne was in 2 Jahren zu schaffen ist, aber wir unterschätzen, was in 10 Jahren möglich ist.“, so Shah. Dies führte zum Thema der flexibleren, an den Bedarf der Arbeitnehmer/-innen angepassten Kinderbetreuung. Shah betonte den hohen Stellenwert von Kinderbetreuung und Bildung. Um dies gewährleisten zu können, seien jedoch mehr Fachkräfte vonnöten. Bayern hinke hier ganz klar hinterher, auch was die Krippenplätze im Bundesdurchschnitt angeht. Flexiblere Angebote können nur mit mehr Fachkräften umgesetzt werden, und diese müssen erst ausgebildet werden. Christine Oßwald, Marketingleitung Hotel Sonnenhügel und stellvertretende Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Bad Kissingen, führt an, dass es in der Region und speziell in Bad Kissingen viele Unternehmen mit Schichtbetrieb gebe, wie z. B. Hotels und Kliniken. Da müssten zumindest einige der Kindertagesstätten und Kindergärten ihre Öffnungszeiten anpassen.


Zudem fordern die Wirtschaftsjunioren einen Bürokratieabbau für Unternehmen, z.B. den Ausbau von digitalen Verwaltungsangeboten in allen Behörden oder eine Überprüfung neuer Gesetze und Verordnungen im Vorfeld auf ihre Praxistauglichkeit bei der betrieblichen Umsetzung. Dazu Shah: „Es ist wichtig, dass Behörden auch online erreichbar sind. Viel steckt in den Anfängen, das ist noch ausbaufähig.“ Auch die elektronische Patientenakte berge ein großes Einsparpotential, das Gesundheitssystem verhindere dies jedoch. Die Kompatibilität verschiedener Systeme sei noch nicht gegeben. In diesem Punkt sei Estland Vorreiter, trotz einiger Datenschutzprobleme, die jedoch schnell behoben wurden. Bernadette Köth, Geschäftskundenbetreuerin bei der AOK und Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Bad Kissingen, erkundigt sich nach den Möglichkeiten, mit denen die Politik hier gegensteuern könne. In vielen Bereichen habe die Politik keine Handhabe in der Medizin erläutert Shah, da private Player die Kontrolle hätten. Es bestehe Handlungsbedarf dahingehend, dass die Politik wieder die Oberhand gewinnt. Gesundheitsversorgung müsse wählbar oder abwählbar sein.


Bezugnehmend auf die neuere EU-Gesetzgebung äußerste Oßwald den Wunsch an die Politik, den Austausch mit Menschen aus den verschiedenen Branchen zu verbessern und zu fördern, da bei Gesetzen oft der Praxisbezug fehle. EU-Recht ist häufig nicht überall umsetzbar. Alle waren sich einig, dass die Digitalisierung vorangetrieben werden muss. Auch hier bestehe ein direkter Zusammenhang mit der Flexibilisierung der Arbeitszeiten und
-möglichkeiten. Shah betont, dass die Förderung für die Glaskabelverlegung in Bayern wesentlich erhöht werden müsse, um Schritt halten zu können.
„Welche Ansätze verfolgen Sie zum Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel für die Region sowie zur Verbesserung der Infrastruktur generell?“, wollte die junge Wirtschaft wissen.


Infrastruktur, öffentlicher Nahverkehr seien ein Zukunftskonzept, so Shah. Gemäß dem Landtagswahlprogramm der Grünen solle stündlicher Verkehr von 5:00 bis 0.00 überall gewährleistet sein, was ein sehr sportliches Unterfangen sei, wie er einräumt. Der Aufbau müsse natürlich bedarfsgerecht erfolgen. Es gebe bereits einige Konzepte, Stichwort Sharing Economy. Auch hier hinke Bayern mit der Förderung jedoch hinterher. Eine preisattraktive Gestaltung und ein sinnvolles Angebot müssten unter einen Hut gebracht werden.
Die Teilnehmer waren sehr erbaut von dem Austausch und bedankten sich bei dem Landtagskandidaten. Geplant sind weitere Gesprächsrunden mit den Kandidaten der bayerischen SPD und CSU.

Text: Lydia Molea & Petra Winter
Foto: WJ KG

 

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